Wer arbeitet im MedicalCare Center in Satrasaya und wie sieht die Arbeit dort aus? Volunteer Michael berichtet von den Menschen, die die Einrichtung mit ihrer beeindruckenden Arbeit am Laufen halten:

Das MedicalCare Centers in Satrasaya muss man sich wie eine sehr einfach ausgestattete Arztpraxis mit kleiner Apotheke vorstellen. Bhakta und Beli Maya waren während meines gesamten Aufenthaltes das einzige Personal und haben das MedicalCare Center mit Hingabe am Laufen gehalten.

Bhakta hat einen Abschluss als "Help Assistant", eine Qualifikation die wir im deutschen Gesundheitssystem nicht kennen. Wann immer ich ihn bei seiner Patientenversorgung beobachten konnte, habe ich zum klassischen Hausarzt, wie wir ihn kennen, keinen spürbaren Unterschied feststellen können. Aufgrund der relativ einfachen Ausstattung des MedicalCare Centers ist er in seinen diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten zwar eingeschränkt, macht aber eine wirklich beeindruckende Arbeit. In einigen Fällen übertrifft er mit seinen Behandlungen sogar die kleineren Hospitäler in der Region um Satrasaya.

Bhakta kümmert sich um die gesamte Patientenversorgung, aber auch die Apotheke und die damit verbundenen Bestellungen. Bei ihm kaufen die Einheimischen ihre Medikamente, aber auch Windeln, Babynahrung und Verhütungsmittel. Zusätzlich führt er in der näheren Umgebung Hausbesuche durch. Er wohnt direkt auf dem Gelände des MedicalCare Centers und ist wirklich Tag und Nacht für seine Patienten greifbar. Inzwischen hat Bhakta sogar die Leitung des MedicalCare Centers übernehmen dürfen.

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Bhakta in der gut sortierten Apotheke                                          Untersuchungs- und Behandlungsräume mit Wartebereich

Beli Maya, die gute Seele des Hauses, wohnt mit ihrer Familie ebenfalls auf dem Gelände. Eigentlich ist sie hier für die Wäsche und Reinigung des MedicalCare Centers zuständig. In Wirklichkeit kümmert sie sich selbständig um alle anfallenden Arbeiten im Haus und dem dazugehörigen Garten. Und obwohl sie keine medizinische Ausbildung hat, übernimmt sie bei Bedarf die Arbeitsrolle einer Krankenschwester und schließt somit auch die momentane personelle Lücke im Team.

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Beli Maya beim Waschen der OP-Tücher                 Gemeinsame Versorgung eines Patienten mit Schnittverletzungen

Das MedicalCare Center kann neben den eigenen Behandlungsräumen auch auf ein Labor zurückgreifen und Menschen nach Verkehrsunfällen versorgen

Ebenfalls gibt es ein kleines Labor, welches bei Bedarf mit einem Laboranten besetzt wird. Die Laborwerte ermöglichen Bhakta eine genauere Diagnostik und gezieltere Behandlung. So können die meisten Patienten direkt in Satrasaya untersucht und mit Medikamenten behandelt werden.

Gelegentlich werden nach einem Verkehrsunfall die Patienten mit dem Polizeifahrzeug direkt zum MedicalCare Center gebracht. Hier können die Wunden entsprechend versorgt, bei Bedarf genäht und eine Tetanusimpfung verabreicht werden.

Nicht alle Patienten sind in der Lage, ihre Behandlung und notwendigen Medikamente sowie den Transport mit der Ambulanz in vollem Umfang bezahlen zu können.

Da help to help als Hilfsorganisation niemandem die Hilfe verwehren möchte, müssen auch diese Kosten durch Spendengelder kompensiert werden.

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Chirurgische Wundversorgung nach einem Motorradunfall

Von Atemwegsinfekten bis zu Schlangenbissen Bhakta und Beli Maya behandeln Patienten in allen medizinischen Notlagen...

Täglich kommen kleine Patienten mit Atemwegsinfekten und müssen durch Inhalation von Medikamenten und Antibiotika behandelt werden. Bei Schmerzen ist selbstverständlich eine Schmerztherapie mit Tabletten oder als Infusion möglich, ebenso die Behandlung bei Blutdruckproblemen.

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Mit einem Schnelltest für Dengue-Fieber kann man auch diese Diagnose ohne Zeitverlust stellen und somit das hohe Fieber und die sehr unangenehmen Schmerzen mit entsprechenden Medikamenten behandeln.

In Nepal findet man einige Infektionskrankheiten, die man in Deutschland nur aus Büchern der Reisemedizin kennt, darunter Japanische Enzephalitis, Malaria, Typhus, Cholera und sogar Lepra.

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Hier sieht man die massive Schwellung nach einem Schlangenbiss. Die sehr starken Schmerzen und natürlich die Infektionsgefahr ist nicht zu unterschätzen. Zum Glück gibt es in Nepal verhältnismäßig wenig gefährliche Giftschlangen.

In meiner beruflichen Laufbahn war es der erste Patient mit einem Schlangenbiss. Entsprechend gespannt habe ich die Behandlung beobachtet.

Solche Erfahrungen sind für mich besonders wertvoll und haben diese Zeit in Nepal so spannend und außergewöhnlich gemacht. Auf diese Weise kann man die Zeit zwischen den Einsätzen mit der Ambulanz für die eigene Entwicklung nutzen. Auch meine Englischkenntnisse haben sich in dieser Zeit deutlich verbessert.

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Zu diesem Hausbesuch sind wir ausnahmsweise mit der Ambulanz gefahren. Ansonsten geht Bhakta zu Fuß oder wird von Angehörigen des Patienten abgeholt.

Damit die Versorgung auch in Zukunft sichergestellt und die Qualität des Medical Care Centers und der Ambulanz gesteigert werden kann, braucht es unsere Unterstützung. An dieser Stelle möchte ich mich besonders für Ihr Interesse bedanken und hoffe natürlich auf Ihre finanzielle Unterstützung.

Gute Aussichten: Bald wird eine neue Mitarbeiterin das MedicalCare Center unterstützen

Das MedicalCare Center war schon bei meiner Ankunft in einem guten Zustand. Neben einigen chirurgischen Instrumenten wurden auch OP-Tücher, Blutzuckermessgeräte, Pupillenleuchten und ein Otoskop gekauft. Durch Anschaffung verschiedener Desinfektionsmittel konnten wir den Hygienestandard für lokale Verhältnisse auf ein sehr gutes Niveau anheben. Gerade noch rechtzeitig, bevor Corona wenige Monate später auch in Nepal alles auf den Kopf gestellt hat.

Allein die personelle Situation war lediglich eine Übergangslösung und brauchte dringend Veränderung.

Bhakta erzählte mir von seiner Ehefrau, die am anderen Ende Nepals als Krankenschwester in einem großen Krankenhaus arbeitet, aber inzwischen auch ein Studium als Apothekerin absolviert hat. Sie war aus meiner Sicht die beste Ergänzung im Team des MedicalCare Centers. Umso mehr freut es mich, dass dieser Vorschlag von help to help unterstützt wurde und Kalpana die Gesundheitsstation künftig als Apothekerin unterstützen wird. Natürlich wünsche ich den beiden viel Erfolg und vor allem Freude bei der gemeinsamen Arbeit.

Lesen Sie auch den Blogartikel "Einblick in das nepalesische Gesundheitssystem"

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Zum Autor der Blogserie:

Ich heiße Michael und bin 40 Jahre alt. Als Anästhesie- und Intensivpfleger, Notfallsanitäter sowie Ausbilder für Erste Hilfe konnte ich zumindest in Deutschland genügend Erfahrungen sammeln. Reisen ist seit vielen Jahren eine meiner Leidenschaften und so entschied ich mich, im Herbst 2019 für einige Monate als Volunteer für die Hilfsorganisation help to help international nach Nepal zu gehen. Ich unterstützte das Projekt “Gesundheitsstation und Ambulanzfahrzeug in Satrasaya”

 

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Egal, ob vor Ort in der Zentrale in München oder in unseren Projekten weltweit. Wir freuen uns immer über Anfragen für einen freiwilligen und ehrenamtlichen Einsatz in einem unserer Projekte, insbesondere medizinisches Personal für die Gesundheitsstation in Satrasaya.

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